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Odd Couple im Smaragd Linz (Garage Rock aus Berlin)@Smaragd

Odd Couple im Smaragd Linz (Garage Rock aus Berlin)

Mo., 06. Mär. 2017 20:30 @ Smaragd , Linz

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Odd Couple - Haste Strom haste Licht Tour 2017

VIDEO: https://www.youtube.com/watch?v=VfU__AYZSUU&feature=youtu.be

Am Montag wirds heiß im Smaragdkeller! Odd Couple aus Berlin werden uns die Ohren durchblaßen! RnR

"Wie beschreibt man einen musikalischen Quantensprung? Am besten in Zahlen. 44 Minuten und 41 Sekunden ist »Flügge« lang (VÖ 04.11.2016), auf 14 Songs finden sich 13 Instrumente verteilt auf zwei Musiker und mindestens zehn verschiedene musikalische Einflusssphären. Sampling oder digitale Nachbearbeitung: null.

Das zweite Album des Berliner Duos Odd Couple ist eine eklektische Mixtur geworden, die sich nicht so einfach in Kategorien pressen lässt. Arbeiteten sich Tammo Dehn und Jascha Kreft auf ihrem vor zwei Jahren erschienenen Debüt »It’s A Pressure To Meet You« noch an der Ursuppe schwülen Garage-Rocks ab, erweitert »Flügge« den uralten Rahmen von Gitarre, Bass und Schlagzeug mit selbstbewusster Vehemenz. Die Platte atmet Rockmusik, spricht mit Breitwand-Riffs und nachtschattigen Orgeln die Sprache des Blues, steht jedoch auf einem Skelett einer modernen Interpretation von Krautrock und der repetitiven Durchschlagskraft klassischer Hip-Hop-Produktionen.
Das Ergebnis ist ein Sound, den man in der deutschen Musiklandschaft noch nicht gehört hat.

Inhaltlich richtet »Flügge« den Blick konsequent nach innen. Die beiden Kindergarten-Kumpels aus Ostfriesland fühlen fühlen sich nach sechs Jahren Berlin in der Stadt angekommen – im Berliner Kreislauf aus Coolness, Drogen und angesagten Hang-Outs jedoch weiterhin fehl am Platz. Was also tun? Wieder satirisch anklagen, wie auf ihrem Debüt? Nein, lieber einen prüfenden Blick in den eigenen »Gehirnkasten« werfen, wie auch ein Song auf »Flügge« heißt. »Wir haben uns bewusst für die Introspektive entschieden«, erklärt Dehn. »Zum einen können wir uns selbst aus der Kritik nicht ausnehmen, zum anderen hat sich in den vergangenen Jahren einiges in uns entwickelt,
das nun raus musste.« Das beinhaltet zunächst einmal die typischen Zutaten des Pop: Liebe, Schmerz, Angst, Überforderung und Haltlosigkeit. Doch verliert das Duo dabei nicht seinen sezierenden, aber humorvollen Blick auf die eigene Widersprüchlichkeit - und damit auf eine ganze Generation. »Unsere Altersgruppe lebt ihre Selbstfindung auf den Taschen der Eltern aus, die das ironischerweise
durch den Lebensstil ermöglichen, den man heute ablehnt – einen normalen Job mit Bausparvertrag«, sagt Dehn. »Diese Haltung wollen wir kritisch hinterfragen.«

Besonders deutlich wird das im Titelsong »Flügge«: Odd Couple beschreiben einen Trip nach Kalifornien
– »Es war schön, Mami! – der zur vermeintlichen Erleuchtung über das Leben geführt hat: »Ich glaub’, ich hab’s verstanden.« Das Problem: Eine Individualreise und ein Yogakurs für Anfänger macht noch keine Weltformel. Sondern vielmehr einen lähmenden Kreislauf ständig wechselnder
Lebenswürfe an deren Ende man meistens genauso schlau ist wie zuvor. Woran das liegt? »Let’s go online so you can choose out of it«, schlagen Odd Couple im launischen Album-Highlight »Très Mello« vor. Und stellen fest: »Too many options make me feel like I’m lost.« Am liebsten hätte
man nämlich alles. Stadt und Ruhe. Natur und Infrastruktur. Wald und Strom. Am besten mit Wi-Fi.

Dass diese Gesellschaftskritik auch musikalisch funktioniert, liegt ebenfalls an einer Besinnung der Band auf sich selbst. »»Flügge« fühlt sich an wie unser erstes richtiges Album«, sagt Kreft. »Das sind wir, im Hier und Jetzt.« Der Grund ist einfach: Ihr Debütalbum schmorte vor der Eigenveröffentlichung 2014 genau zwei Jahre und drei Monate auf der heimischen Festplatte, bei »Flügge« waren die Vorzeichen umgekehrt. Die Platte wurde innerhalb weniger Wochen komplett eingespielt, von Dehn selbst gemischt und von Kai Blankenberg gemastert. »Das war erfrischend«, sagt Dehn. »Manche Songs entstanden erst während der Sessions«. Dabei waren technische Krücken weitestgehend
verboten. Trotz der klanglichen Vielfalt auf »Flügge« wurden alle Parts komplett durchgespielt und nichts gesampelt. »Wir wollten die Herausforderung annehmen, einen modernen Sound mit analogen Mitteln zu produzieren«, erklären die beiden ihre Herangehensweise. »Schließlich wollen wir nichts weniger sein, als eine Retro-Band.«

Diesen Anspruch erfüllen Odd Couple auf »Flügge«. Die Platte bedient sich dem Teilelager der Rock, ohne Vorheriges einfach nachbauen zu wollen. Songs wie »Orbit Traveller« oder »Serve« sind gedankenverlorene Traumreisen in Songformat, »Am I Evil« sitzen Riff und Distortion-Pedal
an der richtigen Stelle und »Go Sees« ist mit seinem Kopfstimmen-Refrain ein kleines Meisterwerk.
Referenzen oder Vergleich herzustellen wäre an dieser Stelle fehl am Platz. »Flügge« steht für sich selbst. Odd Couple sind in Zeiten, in denen Rockmusik fast verzweifelt nach ihrer Identität sucht ein positiver Anachronismus. Ihr Rock kann uns noch etwas sagen. Und dabei Spaß machen."

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