Gunkl Verlust-eine Geschichte
Mo., 15. Sep. 2008 20:00 @ Orpheum Wien , Wien - Donaustadt
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… gut, wir waren damals natürlich alle jünger, und jeder
von uns hat viel mehr geglaubt als gewußt. Das ist in einem gewissen
Alter ja auch ganz wunderbar; da hat man grad einmal zwei Sachen erlebt,
und vier Sachen gelesen, und sollte jetzt ja auch schon erwachsen sein,
und dann bastelt man sich aus dem bissl Leben, das man da hinter sich
gebracht hat, ein Weltbild, und über diesen Kamm wird dann alles
geschoren. Irgendwann, ziemlich viel später, denkt man die Welt
dann auch wieder in einfachen Mustern; dann, wenn man glaubt, man hat
schon alles gesehen, und man eigentlich weiß, daß man davon
aber nicht wirklich viel verstanden hat, dann fängt man auf einmal
wieder an, die Welt auf das zu reduzieren, was man von ihr verstanden
hat. Das sind in der Stunde der Wahrheit meistens nicht viel mehr als
vielleicht ein paar schleißig ausformulierte Glaubenssätze,
und alles, was sich damit nicht erklären läßt, läßt
man einfach aus. Aber das ist erst wie gesagt viel später, wir
waren damals ja noch am anderen Ende von dem Zeitfenster, in dem man
ernsthaft versucht, etwas über die Welt zu erfahren. Wir haben
praktisch noch nix erlebt, aber das bissl, was wir erlebt haben, haben
wir uns zu einem kompletten Leben aufgeblasen, und damit sind wir dann
tapfer in die Welt. Und man glaubt wirklich, man hat recht. Das ist
eigentlich sehr schön; man glaubt, man hat's im Griff - weil man
es nicht tragen muß, glaubt man, man hat's im Griff.
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